Bild Listening Project

LISTENING PROJECT - experimenteller Raum zum Zuhören und Sprechen

Patrick J. Kavanagh schreibt "Du kannst schlecht mit jemandem reden, der dir nicht zuhört." Dr. Karl Augustus Menninger sagt es anders herum: "Wenn uns zugehört wird, nährt es uns, wir entfalten und entwickeln uns.", Ernest Hemingway schaut aus dem Blickwinkel des Zuhörers selbst: "Ich höre gerne zu. Ich habe viel durch sorgfältiges Zuhören gelernt. Die meisten Menschen hören jedoch niemals zu." Zur Alltagssprache gehört die Aufforderung "hör mir zu!" - ob laut gesagt oder leise gedacht. Das partizipatorische Projekt LISTENING PROJECT schafft einen experimentellen Raum für Einander-Zuhören. Die beiden Teilnehmer können in diesem strukturierten Raum erleben, welchen Unterschied es macht, wenn man in einem Gespräch dem Zuhören einen großen Raum gibt.

Als Bühne für die Aufführung des experimentellen Dialogs dient ein leerer, auf einer Seite geöffneter Caravan, in dem allein zwei Stühle stehen. Zwei Teilnehmer, die sich für eine der Dialog-Zeiten (15 Minuten, mit der Möglichkeit einmal um 15 Minuten zu verlängern) in den Caravan begeben, praktizieren nach einer Anleitung den experimentellen Dialog alleine. Zuschauer, die in einiger Entfernung stehen, können das Geschehen mit ansehen, aber nicht anhören.

Das partizipatorische Projekt LISTENING PROJECT ist eine Produktion von Rudolf Giesselmann [Hamburg], entwickelt in Kooperation mit Susan Tilley [London].

 

 

Was passiert, wenn man über etwas spricht und dabei dem Zuhören einen großen Raum gibt? Einige Ergebnisse:

 

  • Ich glaube, die Pausen im Dialog verlangsamen nur am Anfang, am Ende haben sie alles definitiv beschleunigt.
    @Karin
  • Wenn es auch ums Hören geht und nicht nur ums Sprechen, muss man nicht so perfekt sein und kommt trozdem sehr weit.
    @Christel
  • Es hat eine Qualität, die besonders ist: Kein Essen, kein Trinken, keiner stört, man wird nicht unterbrochen, kann immer entscheiden, wann man wechseln will.
    @Eike
  • Nicht sofort zu antworten braucht Übung.
    @Kathrin
  • Wir sind mäandert und sind wirklich weit gekommen bei unserem Thema.
    @Thorsten
  • Ich neige eigentlich zum Monologisieren, wahrscheinlich damit die anderen mich nicht so leicht unterbrechen können. Hier konnte ich das vergessen und bin ganz schnell auf wichtige Punkte gekommen. Das war jedenfalls so. Hier wusste ich irgendwie, so lange die Uhr nicht umgedreht ist, unterbricht mich keiner.
    @Susanne
  • Das Beste ist, dass man nicht unterbrochen wird.
    @Bärbel
  • Ich konnte offensichtlich beim Sprechen nicht alles in Worte fassen, denn hinterher in der Stille ist dann immer noch ganz viel Zusätzliches gekommen, was sonst wohl verloren gegangen wäre.
    @Horst
  • Das Installieren des Eigenen in einem Gespräch ist für mich immer ein Kraftakt und ist meist mit dem Erlebnis verbunden, etwas nur unvollständig ausdrücken zu können. Hier ging das irgendwann ganz leicht.
    @Richard
  • Die Pausen haben mir nicht gefallen. In der Stille fiel mir alles Mögliche ein. Es ist gar nicht sicher, dass ich das auch alles hören wollte.
    @Helga
  • Das Beste sind die 30 Sekunden Stille, wenn keiner etwas sagt. Ohne die Stille geht es genau an dem einen Punkt weiter, an dem man gerade ist. Das kennt man ja. In der Stille wird das Thema irgendwie größer.
    @Henni
  • Dass ich wirklich etwas sagen konnte, hat mich wach gemacht.
    @Eleonor
  • Irgendwie verbindet solch ein Dialog. Vorhin kannten wir uns noch nicht und jetzt hilft er mir schon beim Suchen und hält meine Handtasche.
    @Francisca
  • Und zwischendurch hatte ich sogar etwas Angst. Man weiß ja nicht, welche Gedanken dann noch so kommen, wenn man diese Pausen macht. Ging aber dann doch - eigentlich waren meine eigenen Gedanken dann sogar das Interessanteste für mich, muss ich zugeben.
    @Tarek
  • Erst dachte ich, ich kann nichts Interessantes zu dem Thema sagen, doch dann war ich überrascht, was alles kam. Er hat ja immer weiter zugehört.
    @Ulrike
  • Die Stille beim Wechsel zwischen Zuhören und Reden war manchmal ganz laut, dabei gab es ja eigentlich nichts zu hören, außer den eigenen Atem vielleicht. Es war irgendwie alles da. "Und über was davon möchte ich gleich sprechen?", habe ich mich manchmal gefragt.
    @Sönke
  • Wenn einem zugehört wird, wird man in einem Gespräch großzügig. Auf jeden Fall habe ich das bei mir festgestellt.
    @Cornelia
  • Wir sind Klassenlehrer und arbeiten in einer Klasse als Team zusammen. Wir wollten uns eigentlich in der nächsten Woche an einem Nachmittag zusammensetzen und das nächste Schuljahr planen. Jetzt haben wir das hier in einer halben Stunde erledigt. Uns haben Sie, wir meinen damit, uns hat dieses Zuhören überzeugt.
    @Peter
  • Wir sind vor drei Jahren im heftigen Streit auseinandergegangen, haben seitdem keinen Kontakt gehabt und hier haben wir uns gerade zufällig wiedergetroffen. Ich glaube, unsere Freundschaft ist wieder da, nachdem wir hier auf den Stühlen zusammen über uns geredet haben. Mit Pausen. Die Pausen waren wichtig, ohne sie wäre es wahrscheinlich nicht gegangen. Wir danken also den Pausen.
    @Maya

 

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